DIE LACHENDE SCHLÄCHTERIN: Das sadistische Vergnügen der Gertrude Saurer – eine der gefürchtetsten weiblichen Aufseherinnen der Nazis _de20

Im Schatten des Holocaust, in dem die dunkelsten Triebe der Menschheit entfesselt wurden, treten Gestalten wie Gertrude Saurer als erschütternde Mahnung hervor, wie gewöhnliche Menschen zu Werkzeugen des Terrors werden konnten. Unter den Überlebenden war sie für ihre sadistische Grausamkeit berüchtigt. Saurer diente als weibliche Aufseherin im Konzentrationslagersystem der Nazis während des Zweiten Weltkriegs. Sie gehörte zu jenen Frauen, die unter dem Banner der SS die genozidalen Richtlinien des Regimes im Lager Bergen-Belsen durchsetzten – einem Ort, der zu einem Synonym für unvorstellbares Leid wurde.
Verurteilt im Belsen-Prozess von 1945 und zu zehn Jahren Haft verurteilt, enthüllt Saurers Geschichte die Mitverantwortung von Frauen im mörderischen Apparat der Nazis. Dieser Artikel untersucht ihren Hintergrund, ihre Kriegsverbrechen, den Prozess und ihr Nachleben – und bietet Liebhabern dunkler Geschichte einen eindringlichen Blick auf eine der weniger bekannten, aber zutiefst verstörenden Täterinnen.


Frühes Leben und Weg zur SS

Über Gertrude Saurers frühe Jahre ist wenig dokumentiert – ein typisches Merkmal vieler rangniederer SS-Angehöriger, deren persönliche Geschichten von ihren Verbrechen überschattet wurden. Geboren zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Deutschland, stammte Saurer wahrscheinlich aus einfachen Verhältnissen, wie die meisten Frauen, die in die SS-Gefolgschaft aufgenommen wurden – die Hilfsorganisation, die die SS-Totenkopfverbände unterstützte.
Mit der Ausweitung des Lagersystems entstand ein akuter Bedarf an Aufseherinnen, da viele Männer an die Front geschickt wurden.

Ab 1939, mit Beginn des Krieges, wurden Frauen wie Saurer eingezogen oder meldeten sich freiwillig. Ihre Ausbildung begann im Frauenkonzentrationslager Ravensbrück, nördlich von Berlin, wo Rekrutinnen in nationalsozialistischer Ideologie, antisemitischer Propaganda und brutalen Zucht- und Strafmethoden geschult wurden. Filme wie Jud Süß wurden gezeigt, um Hass zu schüren, und die Aufseherinnen wurden gelehrt, Häftlinge – Juden, Roma, politische Gegner und andere – als Untermenschen zu betrachten.
Saurer, wie ihre Kolleginnen, wurde indoktriniert, ihre Rolle als Beitrag zur „rassischen Reinheit“ des Reiches zu sehen. Historische Schätzungen gehen von etwa 3 500 weiblichen Aufseherinnen in den Lagern aus; Saurers Weg führte nach Bergen-Belsen, wo sich ihr Ruf der Grausamkeit rasch festigte.


Dienst in Bergen-Belsen – Eine Herrschaft des Sadismus

Bergen-Belsen, 1940 ursprünglich als Kriegsgefangenenlager errichtet, entwickelte sich bis 1943 zu einem Albtraum für Juden und andere „Unerwünschte“. Unter Kommandanten wie Josef Kramer quoll das Lager über; Hunger, Krankheiten und Tod waren allgegenwärtig.
Saurer kam 1944 als Aufseherin nach Belsen. Sie überwachte weibliche Häftlinge bei Arbeitskommandos, Selektionen für Deportationen in Vernichtungslager (Belsen selbst hatte keine Gaskammern, diente jedoch als Durchgangslager) und war verantwortlich für die tägliche Durchsetzung der SS-Disziplin.

Zeitzeugen beschrieben sie als besonders grausam. Sie nutzte Peitschen, Stiefel und Fäuste, um Frauen für kleinste Verstöße zu bestrafen – langsames Arbeiten, vermeintliche Frechheit oder Schwäche durch Unterernährung. Eine Überlebende berichtete, sie habe Frauen zu Tode geprügelt, während sie lachte – das Symbol des Sadismus, der viele weibliche Wachmannschaften durchzog.
Im Gegensatz zu jenen, die sich später auf Zwang beriefen, zeigen Saurers Handlungen eine gewisse Freude an der Gewalt. Sie nahm an Selektionen teil und eignete sich Wertsachen der Toten an – ein häufiges, aber besonders verabscheuungswürdiges Verbrechen.

Als der Krieg sich gegen Deutschland wendete, verfiel Belsen völlig. Anfang 1945 waren über 50 000 Gefangene eingepfercht, Typhus und Ruhr rafften Tausende wöchentlich dahin.
Saurer blieb bis zur Befreiung: Am 15. April 1945 entdeckten britische Truppen 13 000 unbeerdigte Leichen und Zehntausende Sterbende. Saurer wurde sofort verhaftet – ihr SS-Uniformsymbol nun ein Sinnbild des Schreckens.


Der Belsen-Prozess – Gerechtigkeit und Abrechnung

Der Belsen-Prozess, von September 1945 bis November 1946 in Lüneburg abgehalten, war eines der ersten großen Kriegsverbrecherverfahren.
Unter britischer Gerichtsbarkeit standen 45 Angeklagte, darunter 16 Frauen. Saurer wurde wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt: Misshandlung, Folter und Mord.

Zeugenaussagen beschrieben ihre Prügelattacken, ihre Beteiligung an tödlicher Zwangsarbeit und ihre Gleichgültigkeit gegenüber Hungernden und Kranken.
Im Unterschied zu bekannten Täterinnen wie Irma Grese oder Elisabeth Volkenrath war Saurer keine leitende Aufseherin, doch ihre persönliche Verantwortung war eindeutig.
Sie leugnete alles und behauptete, „nur Befehle befolgt“ zu haben – eine Standardausrede –, doch Beweise und Zeugenaussagen widerlegten sie.
Am 17. November 1945 wurde sie schuldig gesprochen und zu zehn Jahren Haft verurteilt – eine im Verhältnis hohe Strafe für eine Frau ihres Ranges. Sie verbüßte ihre Strafe in einem britischen Gefängnis. Der Prozess wurde zu einem Präzedenzfall, der deutlich machte: auch niedere Funktionäre tragen Schuld.


Nachkriegszeit und Vermächtnis

Etwa um 1955 kam Saurer frei. Danach verschwand sie aus der Öffentlichkeit – wie viele ehemalige Aufseherinnen, die sich nach der Entnazifizierung wieder ins zivile Leben einfügten.
Es gibt keine Hinweise auf Reue oder spätere Aussagen. Wahrscheinlich starb sie unbemerkt in den späten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts.
Ihr Fall verdeutlicht die Ungleichheit der Nachkriegsjustiz – während einige hingerichtet wurden, entgingen andere milderen Strafen oder gerieten in Vergessenheit.

Saurers Geschichte steht heute als Mahnung, wie das NS-System auch Frauen korrumpierte und zu Täterinnen machte. Historikerinnen wie Wendy Lower (Hitler’s Furies) zeigen, dass weibliche Beteiligung kein Zufall war, sondern Teil eines ideologisch genährten Systems.
Sie zwingt uns, unbequeme Wahrheiten zu erkennen: Grausamkeit kennt kein Geschlecht, und Mitläufertum kann viele Gesichter tragen.


Gertrude Saurers zehnjährige Haftstrafe war ein geringer Preis für das Leid unzähliger Opfer.
Doch ihre Geschichte bleibt eine düstere Lehre der Menschheitsgeschichte – ein Aufruf zur Erinnerung, Verantwortung und Wachsamkeit, damit solches Dunkel nie wiederkehrt.

 

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