ÄUSSERST SENSIBLE INHALTE – NUR FÜR PERSONEN AB 18 JAHREN. Dieser Beitrag beschreibt das Leid und die Ermordung eines 14-jährigen polnischen Jungen in Auschwitz-Birkenau. Er wird ausschließlich zur historischen Aufklärung und zum Gedenken an die 1,1 Millionen Opfer des Lagers, darunter etwa 230.000 Kinder, geteilt.

ENGEL IN DER HÖLLE: Das Schicksal von Czesława Kwoka (1928–1943)
Czesława Kwoka wurde am 15. August 1928 in dem kleinen Dorf Wólka Złojecka in der Region Zamość in Polen geboren. Sie war ein fröhliches katholisches Mädchen mit blauen Augen und kastanienbraunem Haar, das ihrer Mutter Katarzyna im Haushalt half und die örtliche Schule besuchte.

Im Dezember 1942 wurden Czesława und ihre Mutter im Zuge der brutalen „Aktion Zamość“ – dem nationalsozialistischen Plan zur ethnischen Säuberung des Gebiets für deutsche Siedler – aus einem Durchgangslager geholt und mit dem Transport, der am 13. Dezember 1942 eintraf, nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Czesława erhielt die Häftlingsnummer 26947, ihre Mutter die Nummer 26946.
Nach ihrer Ankunft wurde die 14-Jährige zur Registrierung in Block 6 gebracht. Der polnische Gefangene und Fotograf Wilhelm Brasse, der im Erkennungsdienst arbeiten musste, erinnerte sich später genau an sie: ein verängstigtes Kind, das die deutschen Anweisungen nicht verstand. Als sie für die drei obligatorischen Fotos (frontal, im Profil und mit Mütze) nicht richtig posierte, schlug ihr eine Kapo mit einem Stock heftig ins Gesicht. Der Schlag riss ihre Unterlippe auf, Blut und Tränen flossen. Brasse forderte das Mädchen auf, sich das Gesicht abzuwischen, damit das Foto gemacht werden konnte; die entstandenen Bilder zeigen ein verängstigtes Kind mit blutender Lippe und frisch geschorenem Kopf.
Czesławas Mutter Katarzyna wurde am 18. Februar 1943 ermordet. Knapp einen Monat später, am 12. März 1943 – genau drei Monate nach ihrer Ankunft – wurde Czesława selbst in Block 20, dem sogenannten „Krankenhaus“ des Lagers, durch eine Phenolinjektion ins Herz getötet. Im offiziellen Sterberegister wurde fälschlicherweise „Kachexie“ (extreme Auszehrung) als Todesursache angegeben.

Wilhelm Brasse versteckte die Negative ihrer Fotografien unter großem persönlichen Risiko. Nach dem Krieg übergab er sie dem Staatlichen Museum Auschwitz-Birkenau, wo sie bis heute zu den bekanntesten und erschütterndsten Bildern der im Holocaust ermordeten Kinder zählen.
Wir gedenken heute Czesława Kwoka nicht, um Hass zu schüren, sondern um die rund 230.000 Kinder zu ehren, die nach Auschwitz deportiert wurden und von denen weniger als 650 überlebten; um die Unschuld anzuerkennen, die vorsätzlich ausgelöscht wurde; und um sicherzustellen, dass die Welt jedes Mal, wenn ihr Foto gesehen wird, ihr Versprechen „Nie wieder“ erneuert.
Offizielle und seriöse Quellen
Staatsmuseum Auschwitz-Birkenau – Häftlingsregistrierungskarte 26947 und Transportliste vom 13. Dezember 1942
Panzer, Wilhelm (Brasse) – testimony recorded 2005, published in “Photographer of Auschwitz” (Muzeum Auschwitz-Birkenau, 2011)
Struk, Janina – Den Holocaust fotografieren (IB Tauris, 2004)
Staatsmuseum Auschwitz-Birkenau – Dauerausstellung Block 6: „Das Leben der Gefangenen“
Zentrale Datenbank von Yad Vashem mit den Namen der Shoah-Opfer – Eintrag für Czesława Kwoka