
ÄUSSERST SENSIBLE INHALTE – NUR FÜR PERSONEN AB 18 JAHREN
Dieser Beitrag handelt vom Mord an einem behinderten Mitglied des europäischen Adels im Rahmen des nationalsozialistischen Euthanasieprogramms T4. Er dient ausschließlich der historischen Aufklärung und dem Gedenken an die Opfer nationalsozialistischer Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Der folgende Beitrag enthält Darstellungen und Beschreibungen von Gewalt, die manche als verstörend empfinden könnten.
Die Hinrichtung der Prinzessin in einer Gaskammer
Prinzessin Maria Karolina von Sachsen-Coburg und Gotha (1899–1941)

Prinzessin Maria-Karoline Mathilde Johanna Cecilia von Sachsen-Coburg und Gotha, geboren 1899, war eine Urenkelin von Königin Victoria und eine Cousine ersten Grades von König Leopold III. von Belgien und Prinz Charles von Edinburgh. Von Kindheit an litt sie unter einer geistigen Behinderung und lebte zurückgezogen in familiärer Obhut, zunächst in Österreich und später in Deutschland.
Im Jahr 1941 ermordete das NS-Regime im Rahmen des geheimen T4-„Euthanasie“-Programms systematisch über 70.000 Menschen mit körperlichen oder geistigen Behinderungen. Am 2. Juli 1941 wurde die 42-jährige Prinzessin von SS-Offizieren aus ihrer Residenz in Thüringen abgeholt. Man sagte ihr, sie werde in eine „bessere Pflegeeinrichtung“ verlegt.

Am selben Tag erreichte sie Schloss Hartheim bei Linz (Österreich), eines der sechs Hauptzentren des T4-Programms. Nur wenige Minuten nach ihrer Ankunft wurde sie zusammen mit anderen Patienten in die getarnte Gaskammer des Gebäudes geführt. Kohlenmonoxid wurde freigesetzt; der Tod trat innerhalb von zehn bis fünfzehn Minuten ein.
Ihr Leichnam wurde umgehend in den Öfen des Schlosses eingeäschert. Die Familie erhielt lediglich eine gefälschte Sterbeurkunde, in der als Todesursache „Lungenentzündung“ angegeben wurde.
Maria Karolin war eine von mindestens dreißig europäischen Aristokratinnen, die im Rahmen des T4-Programms ermordet wurden, darunter Mitglieder der hessischen, waldeck-pyrmontischen und badischen Adelsgeschlechter. Das Programm wurde im August 1941 nach Protesten von Kirchen und Familien offiziell eingestellt, die Morde wurden jedoch bis 1945 im Geheimen fortgesetzt.
Wir gedenken heute Prinzessin Maria-Karoline nicht, um Hass zu schüren, sondern um die Zehntausenden behinderten Kinder und Erwachsenen zu ehren, die ermordet wurden, nur weil sie als „lebensunwürdig“ galten; um zu erkennen, dass kein Titel, keine Abstammung, keine Unschuld irgendjemanden vor der Maschinerie des Völkermords schützen kann; und um unsere gemeinsame Pflicht zu bekräftigen, die Schwächsten unter uns zu verteidigen.

Offizielle und seriöse Quellen
Bundesarchiv Berlin – R 179 T4-Akte (individual victim files)
Friedlander, Henry – Die Ursprünge des nationalsozialistischen Völkermords: Von der Euthanasie zur Endlösung (University of North Carolina Press, 1995)
Gedenkstätte Hartheim – official victim database and documentation centreKlee, Ernst – “Euthanasie” im NS-Staat: Die “Vernichtung lebensunwerten Lebens” (S. Fischer Verlag, 1983)
Lifton, Robert Jay – Die Nazi-Ärzte: Medizinische Tötung und die Psychologie des Völkermords (Basic Books, 1986)